„Wir helfen unseren Partnern, ihre sozialen Ziele umzusetzen“

„Wir helfen unseren Partnern, ihre sozialen Ziele umzusetzen“

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Elikanah Ng’ang’a ist zuständig für soziales Wirkungsmanagement bei Oikocredit in Ostafrika. Bei einem Besuch in Deutschland sprachen wir mit ihm über seine Arbeit mit Oikocredit-Partnern in Kenia, Ruanda, Tansania und Uganda.

Können Sie uns erklären, was soziales Wirkungsmanagement eigentlich genau ist?

Soziales Wirkungsmanagement heißt für Mikrofinanzinstitutionen, dass sie z. B. genau darüber nachdenken, wie sie arme Menschen erreichen können und ob ihre Produkte und Dienstleistungen die Bedürfnisse ihrer Kunden befriedigen. Es steht also im Zentrum der Geschäftstätigkeit und ist nicht etwas, was man zusätzlich macht, wie freiwillige soziale Programme.

Sehen die Mikrofinanzinstitutionen, mit denen sie arbeiten, dass soziales Wirkungsmanagement eine solch zentrale Rolle in der Unternehmensführung hat oder ist das noch ein relativ neuer, unbekannter Ansatz?

Manche denken oft zuerst, dass soziales Wirkungsmanagement etwas damit zu tun hat, soziale Entwicklungsprogramme aufzulegen. Wir setzen uns mit den Mikrofinanz-Partnerorganisationen zusammen und schauen uns z. B. an, ob die soziale Mission, die viele Institutionen für sich formuliert haben, auch tatsächlich umgesetzt wird. Und da wo wir Verbesserungsbedarf sehen, erarbeiten wir gemeinsam einen Aktionsplan. Wir geben also nicht vor, was die Partner machen sollen, sondern helfen ihnen, die selbst gesetzten Ziele besser umzusetzen.

Wie sehen die Programme aus, die Oikocredit für ihre Partnerorganisationen anbietet?

Als wir angefangen haben, mit Partnern in diesem Bereich zu arbeiten, haben wir zunächst Workshops zur Einführung in soziales Wirkungsmanagement angeboten. Wir haben dann aber bald gemerkt, dass die Workshops nicht so erfolgreich waren wie erhofft, weil manches schnell in Vergessenheit geriet. Deswegen haben wir ein längerfristig angelegtes Mentoring-Programm entwickelt. Dabei schulen wir unsere Partner im sozialen Wirkungsmanagement, d. h. wir analysieren mit ihnen, wo ihre Organisationen stehen und entwickeln dann Aktionspläne.

An diesem Prozess nehmen auch externe Fachleute teil, die wir zu Mentorinnen und Mentoren ausbilden, damit sie diese Arbeit mit weiteren Mikrofinanzinstitutionen durchführen können. In Ostafrika führen wir das Mentoring-Programm mit 15 Partnerorganisationen durch. Oikocredit ist derzeit der einzige Mikrofinanzinvestor, der so etwas anbietet. Wir machen auch immer noch Workshops, aber dann zu speziellen Themen wie Kundenschutz.

Gibt es ein Projekt, auf das Sie besonders stolz sind?

Ja, in Tansania haben wir das Mentoring-Programm bei einer Spar- und Kreditgenossenschaft durchgeführt. Sie hatte in ihrer Mission festgelegt, dass sie arme Frauen erreichen will. Es stellte sich aber heraus, dass bestimmte Gruppen armer Frauen ausgeschlossen waren, weil sie sich die Mitgliedsgebühren nicht leisten konnten. Die Genossenschaft entwickelte daraufhin ein spezielles beitragsfreies Angebot für Gruppen mit bis zu zehn Frauen, die nach neu entwickelten Armuts-Indikatoren ausgewählt werden. Diese Änderungen haben dazu geführt, dass 2.000 Frauen Zugang zu Krediten bekamen. Das war eines unserer ersten Projekte und es dient jetzt als Fallbeispiel. Viele andere Partner nutzen diese Erfahrungen nun in ihrer eigenen Arbeit.

Können Partner neben dem Mentoring-Programm auch weitere Unterstützung in Form von Beratung, Schulungen und Organisationsentwicklung bekommen?

Ja, viele Partner sprechen uns auch direkt an, wenn sie spezielle Unterstützung benötigen. Ein Beispiel ist die Mikrofinanzinstitution Molyn Credit aus Kenia. Sie wollte sich verstärkt an Kleinbauernfamilien wenden. Wir haben sie dabei unterstützt, ein Programm aufzulegen, bei dem Bauern und Bäuerinnen eine Kuh auf Kredit bekommen. Molyn Credit hat dazu ein Vermarktungszentrum aufgebaut, das den Bauernfamilien weitere Dienstleistungen bietet, z. B. die Abnahme der Milch über eine Genossenschaft organisiert, Futter bestellt oder Kontakt zum Tierarzt herstellt. Über 800 Familien machen bisher mit und erhalten gute Preise für ihre Milch.

Elikanah Ng’ang’a arbeitet seit fünf Jahren für das Oikocredit-Regionalbüro Ostafrika in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Zuvor war er als Berater für Mikrofinanzinstitutionen sowie als Filialleiter und Kreditsachbearbeiter einer Mikrofinanzinstitution tätig. Der Kenianer hat Betriebswirtschaft und Unternehmertum studiert.

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