Vierter Quartalsbericht 2020: Unsere Belastbarkeit bewiesen

Vierter Quartalsbericht 2020: Unsere Belastbarkeit bewiesen

News item DE.jpg30. März 2021

Vier Mal im Jahr veröffentlicht Oikocredit Zahlen und Fakten für das vorangegangene Quartal. Dieser Beitrag enthält zusätzliche Hintergrundinformationen.

Umgang mit Covid-19 und wirtschaftlicher Ungewissheit

Die Coronavirus-Pandemie sorgte auch im vierten Quartal (Q4) 2020 für ein uneinheitliches Bild. In einigen Ländern zeichnete sich eine gewisse wirtschaftliche Erholung ab, doch gab es auch zweite Corona-Wellen und erneute Lockdowns. Die wirtschaftliche Ungewissheit blieb weit verbreitet. Oikocredit schloss das Jahr mit Dankbarkeit gegenüber ihren Mitgliedern und AnlegerInnen für ihre Treue ab sowie in dem sicheren Gefühl, ihre Partnerorganisationen solidarisch unterstützt zu haben. Und nicht zuletzt mit gestärkter Zuversicht in ihr Geschäftsmodell.

Im vierten Quartal haben wir mit 563 Partnerorganisationen in 63 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik zusammengearbeitet und sie unterstützt.[1] Das Portfolio ausstehender Finanzierungen und Kapitalbeteiligungen verringerte sich im vierten Quartal geringfügig um 1,3 Prozent auf 845,1 Millionen Euro. Damit war dieser Rückgang deutlich geringer als im Vorquartal. Er spiegelt die Tatsache wider, dass viele Partner ihre Darlehen im Laufe des Quartals tilgen konnten, sowie unsere Vorsicht bei der Auszahlung neuer Kredite an bestehende und neue Partner. Dennoch stieg die Kreditvergabe von 143 Millionen Euro im Vorquartal auf 243 Millionen Euro. Ein weiterer Faktor, der dieses Ergebnis beeinflusste, war die Aufwertung des Euro – und in geringerem Maße des US-Dollars – gegenüber Lokalwährungen.

Bei Bedarf ermöglichten wir Partnern auch weiterhin Zahlungsaufschub. Wir hatten damit gerechnet, dass unsere Partner länger brauchen würden. Erfreulicherweise konnten viele jedoch die planmäßigen Zahlungen wieder aufnehmen. Zum Jahresende benötigten nur noch 69 Partner, deren Darlehen wertmäßig 20,5 Prozent unseres gesamten Kreditgeschäfts ausmachen, Zahlungspausen. Der Anteil ausfallgefährdeter Kredite mit PAR 90 (portfolio at risk, PAR), bei dem die Rückzahlungen mehr als 90 Tage überfällig sind, ist im Quartal von 6,9 auf 5,8 Prozent gesunken.

Oikocredit verzeichnete im Quartal einen Nettoverlust. Damit belaufen sich die Verluste für das Gesamtjahr 2020 auf 22,2 Millionen Euro gegenüber einem Nettogewinn von 14,3 Millionen Euro im Vorjahr. Dieses Ergebnis entsprach unseren Erwartungen und den zuvor mit unseren Mitgliedern und AnlegerInnen geteilten Informationen. Zugleich ist dieses Ergebnis Ausdruck unserer bei Ausbruch der Pandemie getroffenen Entscheidung, Maßnahmen zum Schutz unseres Kapitals zu ergreifen. Unsere Liquiditätsquote verbesserte sich in Q4 leicht von 31,9 Prozent auf 33,1 Prozent der Bilanzsumme: ein sehr viel geringerer Anstieg als im Vorquartal. Vor dem Hintergrund der beispiellosen Situation im vergangenen Jahr ist das Ergebnis des zurückliegenden Geschäftsjahres durchaus zufriedenstellend.

Treue und Engagement der Mitglieder und AnlegerInnen

Ein entscheidender Faktor für unseren Erfolg war die Tatsache, dass unsere Direktmitglieder und AnlegerInnen – letztere über unsere Förderkreise und die Oikocredit International Share Foundation (OISF) – trotz der wirtschaftlichen Unwägbarkeiten in Oikocredit investiert blieben. Das bei Oikocredit angelegte Kapital, einschließlich der bis Ende November 2020 insgesamt aufgenommenen Kauf- bzw. Rückkaufanträge, sank um 2,4 Prozent: von 1.131,7 Millionen Euro im dritten Quartal (Q3) auf 1.104,1 Millionen Euro. Damit fiel dieser Rückgang vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Lage geringer aus als erwartet. Mit 210,50 Euro verringerte sich der Nettoinventarwert (NAV) pro Anteil nur sehr geringfügig (Q3: 210,54 Euro). Hier beobachten wir eine Stabilisierung. Im gesamten Jahr ging der NAV von 214,41 Euro um 1,8 Prozent zurück.

Konsequente Maßnahmen sichern Geschäftsmodell

Oikocredit verfolgte weiterhin ihren seit Beginn der Krise eingeschlagenen Kurs. So blieb unser Geschäftsmodell auch im vierten Quartal leistungsfähig. Wir blieben online und telefonisch in engem Kontakt mit unseren Partnern. Neben Refinanzierungen und Zahlungsaufschüben haben wir im Laufe des Jahres 38 Partner in 19 Ländern mit Soforthilfen aus unserem Coronavirus-Solidaritätsfonds unterstützt. Ferner boten wir zahlreichen Partnern Unterstützung beim Krisenmanagement sowie Schulungen und regelmäßige Online-Workshops, die auf große Resonanz stießen. Insbesondere freuen wir uns auch, dass wir unsere Beratungs- und Schulungsprogramme auch 2020 aufrechterhalten konnten – trotz Covid-19. Die Gesamtaufwendungen für das Jahr entsprachen mit 0,7 Millionen Euro dem Niveau von 2019. Unterstützt wurden 71 bestehende und potenzielle Partnerorganisationen in 26 Ländern.

Wie schon in den Vorquartalen hatte auch im vierten Quartal das Wohlergehen unserer MitarbeiterInnen rund um den Globus höchste Priorität. Gearbeitet wurde weiterhin weitestgehend im Home Office. Dank des Engagements unserer MitarbeiterInnen sowie der 2019 abgeschlossenen internen Umstrukturierung konnten wir den Auswirkungen der Pandemie rasch und effektiv begegnen und unsere Kosten unter Kontrolle halten.

Weitere Aussichten

Angesichts der 2020 verzeichneten Verluste und der mittelfristigen finanziellen Perspektiven wird die Geschäftsführung mit Genehmigung des Aufsichtsrats der internationalen Generalversammlung im Juni 2021 vorschlagen, für 2020 keine Dividende auszuschütten. Das wird nicht nur die Rücklagen von Oikocredit und das Kapital der AnlegerInnen schonen, sondern auch die Partnerorganisationen nach der Pandemie beim Wiederaufbau ihres Geschäfts unterstützen.

Auch das kommende Jahr wird mit Herausforderungen verbunden sein, wenn sich auch in einigen Ländern, in denen Oikocredit aktiv ist, bereits ein Aufschwung abzeichnet. Zwar mögen sich äußere Entwicklungen auf unsere Ziele auswirken, doch erwarten wir in der zweiten Jahreshälfte 2021 insgesamt eine wirtschaftliche Erholung. Gemeinsam mit ihren Stakeholdern arbeitet die Genossenschaft derzeit an einer neuen, wertebasierten Strategie für die kommenden Jahre, die sie 2022 vorstellen wird. Unser Modell, unsere Partner nachhaltig zu unterstützen und dabei unseren Mitgliedern und AnlegerInnen sowohl finanzielle wie auch soziale Erträge zu bieten, hat seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Covid-19 hat nicht nur viele Menschenleben gefordert und Existenzgrundlagen erschüttert, sondern auch die bei der Bekämpfung von Armut und Ungleichheit weltweit erzielten Fortschritte – vor allem im Hinblick auf Frauen und Mädchen – zum Teil zunichte gemacht. Dies unterstreicht einmal mehr, wie wichtig unsere Arbeit ist. Wir sind entschlossen, noch stärker und besser aus dieser Krise hervorzugehen, um wirtschaftlich benachteiligte Gemeinschaften im globalen Süden nachhaltig zu fördern.

Der Jahresbericht 2020 von Oikocredit International, der Mitte April 2021 veröffentlicht wird, enthält weitere Informationen.



[1] In unseren Q3 Zahlen zum 30. September 2020 berichteten wir, dass wir mit 689 Partnern in 65 Ländern arbeiten. Die Methode, anhand derer wir die Anzahl unserer Partner in früheren Quartalsberichten erhoben (inklusive Partnern mit genehmigten, aber noch nicht ausgezahlten Kreditsummen), stimmte jedoch nicht überein mit der Methode, die wir in unserem Jahresbericht verwendeten (exklusive Partnern mit genehmigten, aber noch nicht ausgezahlten Kreditsummen). Fortan werden wir auch in unseren Quartalsberichten die Methode aus unseren Jahresberichten anwenden. Dementsprechend zählten wir in Q3 604 Partner.

 

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