Fragen und Antworten zu Oikocredit und dem Coronavirus

Fragen und Antworten zu Oikocredit und dem Coronavirus

Corona Statement_nur Logo.jpg16. März 2022

Hier finden Sie Antworten zu aktuellen Fragen rund um die Corona-Pandemie.

Stand: 23. Dezember 2021

Welche Auswirkungen hat die Coronapandemie für Oikocredit? Wie steuert Oikocredit die mit der Pandemie einhergehenden Risiken?

Oikocredit setzt ihr Geschäft fort. Wir verfolgen weiterhin unsere Aufgabe und unterstützen unsere Partnerorganisationen sowie die von ihnen betreuten, wirtschaftlich benachteiligten Menschen – in einer Zeit, in der sie mehr Unterstützung benötigen denn je. Im Jahresbericht 2020 von Oikocredit International informieren wir detailliert darüber, wie wir die mit der Pandemie einhergehenden Risiken steuern und wie sich Corona auf unsere Finanzergebnisse 2020 ausgewirkt hat. Bislang haben wir 2021 Fortschritte beim Wiederaufbau unserer Kredit- und Investmentportfolios gemacht und unterstützen neue Partnerorganisationen. Lesen Sie mehr dazu im zweiten Quartalsbericht 2021.

Noch immer ist die Unsicherheit in unseren Schwerpunktländern groß, und wir analysieren die Risiken, die den Wert unseres Entwicklungsfinanzierungs-Portfolios schmälern könnten. Wir halten unsere Mitglieder und Anleger*innen über den Wert ihres Investments mit Quartalsberichten auf dem Laufenden.

Wir behalten die Entwicklungen im Zusammenhang mit Covid-19 genau im Auge. Wir haben Teams aus Mitgliedern der Geschäftsführung von Oikocredit gebildet, die zusammen mit Expert*innen aus unserem Unternehmen folgende Themen beobachten:

  • Status unserer Investitionen und Kredite in und für unsere Partnerorganisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika
  • Fragen und Anmerkungen unserer Mitglieder und Anleger*innen sowie die Investitions- und Rücknahmeströme
  • unser laufendes Anlegeportfolio und andere liquide Mittel
  • allgemeine Entwicklungen im Zusammenhang mit der Pandemie, unter anderem deren Einfluss auf das Wohlergehen und die Effizienz unserer Mitarbeiter*innen weltweit

Wie arbeitet Oikocredit mit seinen von Covid-19 betroffenen Partnerorganisationen zusammen?

Wir stehen nach wie vor mit unseren 527 Partnerorganisationen in engem Kontakt, um sicherzustellen, dass wir ihre sich verändernden Anforderungen stets verstehen, sodass Oikocredit effizient helfen kann – vor allem, wenn sie in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Selbst in den stark von der Pandemie betroffenen Ländern kommen die meisten unserer Partnerorganisationen jetzt gut zurecht, aber wir wissen, dass sich das ändern könnte.

Nachdem wir 2020 113 Partnerorganisationen Zahlungsaufschub gewährt hatten, um sie finanziell zu entlasten, waren es Ende des Jahres noch 69 und im dritten Quartal nur noch 12. Die meisten unserer Partnerorganisationen zahlen jetzt ihre Kredite wieder pünktlich zurück. Lesen Sie auch: Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die Performance von Oikocredit?

Kürzlich haben wir unser interaktives Partnerportal ins Leben gerufen, über das wir unsere Partnerorganisationen noch besser betreuen, Informationen leichter weitergeben und effizienter kommunizieren können.

2020 boten wir unseren Partnerorganisationen Onlineseminare und Video-Meetings an, in denen wir sie zu folgenden Themen berieten: Aufrechterhaltung des Geschäfts und Cashflows, Gesundheit und Sicherheit von Mitarbeiter*innen und Kund*innen, die Folgen der Pandemie für Kund*innen, Stresstests, Risiko- und Szenarioplanung sowie darüber, was man von Branchenführern lernen kann. 2021 boten wir hierzu weiterführende Onlineseminare an.

Unsere Partnerorganisationen haben positiv auf unsere Unterstützung reagiert, vor allem die kleineren unter ihnen. Die externen Risiken, denen wir alle seit Beginn der Pandemie ausgesetzt waren, haben sie und uns enger zusammenrücken lassen.

Neben unseren eigenen Bemühungen arbeiten wir weiter mit anderen wirkungsorientierten Investor*innen zusammen, um unsere Reaktionen auf die Herausforderungen der Pandemie zu koordinieren und unsere Partnerorganisationen noch besser zu unterstützen. 2020 haben wir uns zwei Gemeinschaftsinitiativen zur Förderung der finanziellen Inklusion während der Pandemie angeschlossen:

Welche Auswirkungen hat die Coronapandemie für die Partnerorganisationen von Oikocredit und deren Kund*innen?

Viele Kund*innen unserer Partnerorganisationen konnten 2020 aufgrund der Coronarestriktionen, die die Wirtschaftsaktivität gebremst haben, nicht wie gewohnt arbeiten. Das galt vor allem für den Mikrofinanzsektor, während Landwirtschaft und erneuerbare Energien weniger betroffen waren. Oikocredit hat ihre Partnerorganisationen nach einem besonderen Prozess begleitet, eingeordnet und unterstützt – genauso wie die Partnerorganisationen es mit ihren Kund*innen getan haben.

2021 hat sich die Lage verbessert. Nur noch wenige Partnerunternehmen benötigen aufgrund der Coronaeinschränkungen finanzielle Hilfe, aber das kann sich ändern. Sektoren und Länder waren unterschiedlich stark von den Folgen der Pandemie, ihrem Eintreten und ihrer Dauer betroffen. Auch die staatlichen Maßnahmen unterschieden sich. Es könnte neue Infektionswellen geben. Deshalb beobachten wir die Lage sehr genau.

Die ungleiche Verteilung des Impfstoffs auf die Länder macht uns Sorgen. Dieses Thema betrifft viele Partnerorganisationen und ihre Kund*innen. Solange einige Länder weitgehend von Impfungen und deren Präventionsvorteilen ausgeschlossen sind, bestehen hohe Risiken für alle Menschen weltweit.

Welche Rolle spielen Beratung und Schulungen bei der Reaktion von Oikocredit auf die Pandemie?

Im Rahmen unserer aktiven Reaktion auf die Coronakrise im Jahr 2020 hat Oikocredit ihre Partnerorganisationen mit Beratung und Schulungen unterstützt. Beispielsweise boten wir eine Onlineseminar-Reihe zum Thema Krisenmanagement, Video-Meetings, damit sich unsere Partnerorganisationen gegenseitig unterstützen konnten, und spezielle Websites mit Informationsmaterial.

Außerdem haben wir einen Corona-Solidaritätsfonds eingerichtet, um unseren Partnerorganisationen zu helfen, ihre Kund*innen zu unterstützen. Bis Mitte 2021 wurden 77.212 Euro aus dem Fonds an 39 Partnerorganisationen in 19 Ländern ausgeschüttet. Der Fonds steht noch immer für Finanzhilfen bereit, aber im dritten Quartal sind keine neuen Anträge auf finanzielle Unterstützung eingegangen. Auf Grundlage des Fonds unterstützt das Oikocredit-Programm Innovationen als Reaktion auf Covid-19 Partnerorganisationen bei der Entwicklung flexibler Lösungen gemeinsam mit den Menschen, für die sie sich einsetzen.

In den Jahren 2020 und 2021 haben wir unsere Beratung- und Schulungsprogramme neu gestaltet und von Präsenz- auf Onlineseminare umgestellt. Seit dem dritten Quartal 2021 finden wieder mehr Präsenzveranstaltungen statt, die einen Teil der Onlinekurse ersetzen, auf die wir uns während der akuten Phase der Pandemie beschränkt hatten. Zurzeit werten wir die Ergebnisse unserer ersten Umfrage zur Kund*innen-Selbsteinschätzung aus, um zu erfahren, wie die Kund*innen unserer Partnerorganisationen durch Covid-19 und andere Veränderungen in den letzten zwölf Monaten beeinflusst wurden und wie sie mit der Situation umgegangen sind.

Welche Auswirkungen hat die Coronapandemie für die Mitglieder und Anleger*innen von Oikocredit?

Unsere Mitglieder und Anleger*innen haben uns sehr unterstützt, und die meisten sind uns treu geblieben. Durch einige wenige Mittelabflüsse und geringere Zuflüsse ist das bei Oikocredit angelegte Kapital 2020 leicht zurückgegangen, aber unsere Anleger*innenbasis blieb stabil. Seit Anfang 2021 sind die Zuflüsse von Mitgliedern und Anleger*innen erfreulich gestiegen.

Dank des regelmäßigen Dialogs über die regionalen Förderkreise und nationalen Geschäftsstellen haben wir stets Verbindung mit den Anleger*innen gehalten und sie informiert, was Oikocredit tut, um diese schwere Zeit zu überstehen. Seit 2020 erstellen wir (ungeprüfte) Quartalsberichte über unsere finanzielle Performance. Unsere Anleger*innen erfahren den Nettoinventarwert (NAV) je Anteil und alles über die Folgen der Pandemie für Oikocredit und ihre Partnerorganisationen. Seit dem ersten Quartal 2021 erstellen wir auch Kommentare zu wichtigen Quartalskennzahlen. 

Welche Auswirkungen hat die Coronapandemie für die Mitarbeiter*innen von Oikocredit?

Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter*innen stehen für uns weiter an erster Stelle. Als internationale Organisation haben wir uns an die staatlichen Gesundheitsvorschriften der Länder, in denen wir aktiv sind, gehalten. Wir haben eine gute Infrastruktur, die Onlinearbeit ermöglicht. Beispielsweise nutzen wir digitale Tools, um unsere Partnerorganisationen zu begleiten, Portfolios zu kontrollieren und vor jeder Finanzierung sorgfältige Prüfungen durchzuführen. Die pandemiebedingten Herausforderungen im Home Office und in der Familie zu meistern ist für viele eine schwere Aufgabe, und wir tun nach wie vor alles, damit es unseren Mitarbeiter*innen gut geht.

Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die Performance von Oikocredit?

Trotz all unserer Bemühungen blieb auch die finanzielle Performance von Oikocredit von den Folgen des Coronavirus und dem damit einhergehenden Konjunkturabschwung nicht unberührt, aber wir haben uns recht gut gehalten. Nach 14,3 Millionen Euro Gewinn im Jahr 2019 verzeichnete Oikocredit 2020 einen Nettoverlust von 22,2 Millionen Euro. Maßgeblich verantwortlich dafür war unsere Entscheidung, unser Kapital sofort nach Einsetzen der Pandemie abzusichern und eine hohe Liquiditätsquote vorzuhalten.

2021 hatte der Neuaufbau des Portfolios für uns Priorität. In den ersten drei Quartalen 2021 stieg der Wert unseres Entwicklungsfinanzierungs-Portfolios um 14,8 Millionen Euro auf 875,8 Millionen Euro, ist aber noch immer niedriger als Anfang 2020 (1.064,6 Millionen Euro). Der Nettoinventarwert (NAV) je Anteil stieg auf 213,87 Euro und damit nahezu auf den Wert vor der Pandemie. Der Anteil des Risikoportfolios, also des PAR-90-Portfolios (mit Krediten, deren Bedienung seit mindestens 90 Tagen überfällig ist, ohne Partnerorganisationen, denen wir Zahlungsaufschub gewährt haben), ist im dritten Quartal leicht von 5,9% auf 6,1% gestiegen, weil einige größere Partnerunternehmen in Zahlungsrückstand geraten sind. Das bei Oikocredit angelegte Kapital hat sich nach seinem Rückgang im Jahr 2020 weiter erholt. Aufgrund höherer Auszahlungen ist die Nettoliquidität leicht von 33,4% auf 31,2% zurückgegangen. Sie ist aber noch immer hoch genug, um zu investieren und gegebenenfalls Anteile bzw. Genossenschaftsanteils-Zertifikate zurückzunehmen.

Weitere Einzelheiten zum Jahr 2020 finden Sie in unserem Jahresbericht 2020. Mehr über das dritte Quartal 2021 finden Sie im entsprechenden Quartalsbericht.

Wie hat sich die Pandemie auf die Anlagen und sonstigen liquiden Mittel von Oikocredit ausgewirkt?

Die Finanzexpert*innen von Oikocredit überwachen das Vermögen, das wir für das Liquiditätsmanagement vorhalten. 2020 haben wir unseren Liquiditätspuffer (Barmittel oder Terminanlagenportfolio) auf 33,1% des Gesamtvermögens steigen lassen, um auf die Krise zu reagieren und darauf vorbereitet zu sein, dass mehr Anleger*innen ihre Anteile bzw. Genossenschaftsanteils-Zertifikate zurückgeben. Im ersten Quartal 2021 ist die Liquidität leicht zurückgegangen, vor allem aufgrund höherer Auszahlungen an Partner in Indien. Im zweiten Quartal stieg sie wieder auf 33,4%, hauptsächlich aufgrund höherer Mittelzuflüsse. Weil im dritten Quartal wieder mehr ausgezahlt wurde, ging die Nettoliquidität auf 31,2% zurück. Sie ist aber noch immer hoch genug, um zu investieren und gegebenenfalls Anteile bzw. Genossenschaftsanteils-Zertifikate zurückzunehmen.

Das Terminanlagenportfolio besteht aus liquiden Investmentgrade-Anleihen mit Börsennotierung, die aufgrund ihrer vergleichsweise hohen Kreditqualität weniger anfällig sind für Schwankungen an den Finanzmärkten als andere Arten von Anleihen. Ein wesentlicher Teil dieses Portfolios besteht aus grünen Anleihen, mit denen wir ausgewählte Klima- oder Umweltprojekte finanzieren. Durch die steigenden Zinsen ist der Wert unseres Anleihenportfolios in den ersten neun Monaten 2021 um 3,3 Millionen Euro zurückgegangen.

Gehen Sie davon aus, dass die Pandemie auch in Zukunft Folgen für Oikocredit haben wird?

2020 hat unsere Genossenschaft aufgrund von Covid-19 einen Verlust verzeichnet, und unsere Reserven sind etwas zurückgegangen. Im Jahr 2021 ist Oikocredit aber wieder rentabel. Die unsicheren Folgen der Pandemie machen Prognosen schwer. Die Aussichten für die sozialen Investitionen von Oikocredit sind weiter gut, aber wir bleiben vorsichtig und behalten die wirtschaftliche Entwicklung in Afrika, Asien und Lateinamerika genau im Auge.  Der ungleiche und extrem eingeschränkte Zugang zu Covid-19-Impfstoffen in Ländern mit niedrigem Einkommensniveau könnte zu großen neuen Infektionswellen führen. Hinzu kommt eine mögliche Abschwächung der Weltkonjunktur, wenn die Regierungen von Ländern mit hohen Einkommen erneut Coronarestriktionen einführen.

Dennoch wollen wir den Wiederaufbau des Portfolios fortsetzen. Dazu nutzen wir unsere stabile Pipeline aus weiteren Kredit- und Eigenkapitalinvestitionen mit bestehenden und künftigen Partnerunternehmen.  Unter genauer Beobachtung der Marktentwicklung verstehen wir beispielsweise auch die Berücksichtigung des Risikos steigender Zinsen und deren Auswirkungen auf unsere Laufzeitanlagen. Auf die Erhaltung der Portfolioqualität legen wir weiter größten Wert.

Im Juni fand die 45. Jahreshauptversammlung von Oikocredit statt. Es war die zweite hybride Hauptversammlung. Die meisten Mitglieder und Teilnehmer*innen waren online zugeschaltet, und nur sehr wenige waren vor Ort in der Oikocredit-Niederlassung im niederländischen Amersfoort. Die Stimmberechtigten nahmen den Antrag von Vorstand und Aufsichtsrat an, angesichts des aufgrund der Pandemie entstandenen Verlusts für 2020 keine Dividende auszuschütten.   

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